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Das „Fest im Fluss“ fällt ins Wasser
Da immer weniger Fläche für den dreitägigen Regensburger Uferzauber zur Verfügung steht, schmeißen die Veranstalter hin.
Von
Susanne Wiedamann 14. Juli 2016 16:01 Uhr
Am Oberen Wöhrd wäre Ende Juli das Fest im Fluss gefeiert worden. Nun geben die Veranstalter entnervt auf. Fotos: Wiedamann
Regensburg. Aus der Traum. Monate der Vorarbeit waren umsonst. Obwohl sich mehr Akteure – Musiker, Künstler, Gaukler, Sportler, Bürger, Vereine und Institutionen – für das „Fest im Fluss 2016“ begeisterten, als ins Programm aufgenommen werden konnten, und auch die Ämter ihr prinzipielles Wohlwollen bekundeten, ist nun Schluss. Der Verein „Fest im Fluss“ zieht entnervt die Reißleine und sagt den für Ende Juli geplanten dreitägigen Uferzauber am Oberen Wöhrd ab. Von all den Plänen bleibt nur ein Event übrig: Das Konzert von Norbert Neugirg und der Altneihauser Feierwehrkapell’n am Samstag, 30. Juli, um 20 Uhr in der RT-Halle.
Bessere Munition hätte man dem Musikkabarettisten Neugirg gar nicht liefern können, als das Auf und Ab um das Fest im Fluss. Von Anfang an verspürten die Organisatoren Gegenwind. „Warum wollt ihr denn unbedingt in den sensiblen Bereich am Oberen Wöhrd, wurden wir dauernd gefragt“, erzählt Aki Schindler. Sensibel ist der Bereich tatsächlich, denn die westliche Landzunge des Oberen Wöhrd,
auf dem der sogenannte Inselpark liegt, ist Wasserschutzgebiet. „Da sollten wir uns unbedingt raushalten. Was wir dann auch getan haben“, sagt Schindler.
Benutztes Wasserschutzgebiet
Die Konzeption wurde so geändert, dass bis auf das Kinderprogramm im Zelttheater Spectaculum zuletzt keine größeren Aktivitäten im Wasserschutzgebiet geplant waren. Wirklich nachvollziehen konnten die Veranstalter das bei einem Ortstermin mit allen betroffenen Behörden geäußerte Nein zu einem Fest im Fluss im Bereich des Wasserschutzgebiets aber nicht.
Wir können nicht mehr. Wir sind am Ende unserer Nerven. Jetzt ist es aus.
Günter Riepl vom Organisationsteam „Fest im Fluss“
„Da ist ein fest installierter Kinderspielplatz mit Dixi-Klo, ein fest installierter Trimm-dich-Pfad, ist betonierte Fläche bei der Brücke am Wehr… – lauter Dinge, die in einem Wasserschutzgebiet nicht sein dürften. Ein Teil des RT-Bads liegt im Wasserschutzgebiet. Täglich laufen hunderte Menschen durch den Inselpark, aber das Fest im Fluss wäre nicht gegangen. Das ist nicht zu verstehen“, sagt Schindler. Immer öfter sei der Begriff „Übernutzung“ gefallen. Dabei sei es ja gerade die Konzeption von „Fest im Fluss“, die Menschen auf den besonderen Wert der Donauufer hinzuweisen und für ihren Erhalt bzw. die Renaturierung einzutreten.
„Grundsätzlich ist eine größere Veranstaltung mit viel Publikumsverkehr innerhalb oder auch am Rande eines Wasserschutzgebietes nicht ideal“, sagte der Sprecher der Rewag, Michael Gottschalk. Ein Fünftel des Rewag-Trinkwassers kommt aus dem Gewinnungsgebiet Oberer Wöhrd. „Als Verantwortliche für die Trinkwasserversorgung ist es uns natürlich ein Anliegen, auf einen sensiblen Umgang und ein entsprechend aufmerksames Verhalten im Wasserschutzgebiet, das direkt an das Festgelände angrenzt und in dem sich trotzdem sicher viele Besucherinnen und Besucher bewegt hätten, hinzuweisen. Dementsprechend hatten wir einen Informationsstand rund um das Thema Wasserschutzgebiet geplant.“
Beim „Fest im Fluss“ 2004 ging es auf der Donau so richtig zur Sache. Beim Fest 2016 sollte auf der Donau keinerlei Aktivität zugelassen sein. Archivfoto: MZ/Christian Kober Die Veranstalter zeigten sich aber kompromissbereit und konzentrierten ihre Planungen überwiegend abseits des Wasserschutzgebiets auf das Gelände zwischen Bolzplatz und RT-Halle. Ein weiterer Schlag für die Organisatoren war das Verbot jeglicher Aktivität auf der Donau. „Da haben wir uns auch schon überlegt, ob wir das Fest nicht absagen sollten“, sagt Schindler. Das „Fest im Fluss“ hatte einen Pendelverkehr über Wasser mit einer Fähre oder auch Wassertaxis zwischen dem Oberen Wöhrd und dem Herzogspark angedacht und wollte außerdem vor dem südlichen Ufer einen schwimmenden Biergarten errichten. Für beides gab es laut Schindler vom zuständigen Amt keine Erlaubnis. Damit musste auch das ursprünglich im Herzogspark geplante Kinder- und Kulturprogramm auf den Oberen Wöhrd umziehen. Der Traum vom Bespielen der zwei gegenüberliegenden Donauufer war somit geplatzt.
Kein Rumpffestival
Als das Organisationsteam nun am Wochenende auch noch vom Regensburger Motorboot- und Wassersportverein (RMWV) mit Auflagen konfrontiert wurde, die dem Verein selbst von Ämtern auferlegt worden seien, und deren Einhaltung er als Pächter darum auch vom „Fest im Fluss“ verlangen müsse, war das Maß voll. Der Tanzboden auf dem Teerstück vor dem Vereinsheim des RMWV und die Idee, am Anlegekran des Motorboot- und Wassersportvereins einen Fesselballon als Blickfang festzumachen, waren ebenso gestorben wie die verschiedenen Aktivitäten auf dem Uferstreifen zwischen RMWV und RT-Halle oder die Präsentation von Theaterkulissen am Zaun des RMWV.
Fest im Fluss
- Konzeption
Nach einer zwölfjährigen Pause sollte es 2016 wieder ein „Fest im Fluss“ geben. Ziel des gleichnamigen Vereins war es, den Regensburgern mit dem „Fest im Fluss 2016“ zu zeigen, welche Lebensqualität hier am Fluss, unmittelbar gegenüber der Altstadt, für das gesamte Stadtleben entstehen kann. So wie an der Schillerwiese sollten laut Verein zwischen Wehr und RT-Halle mittelfristig Bereiche für eine ungestörte ökologische Entwicklung beachtet, erhalten und gestalten werden. Andere Bereiche sollten für Naherholung und Freizeitgestaltung entwickelt werden.
- Geschichte
Zwischen 1998 und 2004 war das „Fest im Fluss fünf Mal in großen dreitägigen Wochenendfesten am Unteren Wöhrd, am Gries und an der Schillerwiese erlebbar. Die gesamte Regensburger Kulturszene beteiligte sich laut dem Verein „Fest im Fluss“ daran, aber auch das Wasserwirtschaftsamt und das Wasser- und Schifffahrtsamt haben aktiv mitgewirkt. Diese Feste brachten die Stadt in diesen Bereichen tatsächlich zurück an den Fluss – und zwar gezielt an den früheren Flussbadestellen. „Fest im Fluss hat damit Sehnsüchte und Begehrlichkeiten geweckt, indem es einfach vorlebte, wie das Leben mit dem Fluss in Regensburg wieder sein könnte“, schreibt der Verein.
Josef Antes, 1. Vorsitzender des RMWV bestätigt, dass er dem Fest auf der Teerfläche keinerlei Nutzung erlauben hätte können. „Das ist Wasserschutzgebiet und da geht das einfach nicht.“ Ansonsten habe der Verein dem „Fest im Fluss“ aber volle Unterstützung zugesichert. Der Uferstreifen hätte nach Unterzeichnung eines Vertrags, in dem sich die Festorganisatoren zur Wiederherstellung des Geländes und zur Beseitigung eventueller Schäden verpflichten, kostenfrei genutzt werden können. „Wir hätten ihnen sogar Wasser und Strom zur Verfügung gestellt“, sagt Antes.
Günter Riepl vom Organisationsteam dagegen sah das Fest in seinen Möglichkeiten deutlich eingeschränkt. „Wir wären nun auf 3000 Quadratmeter begrenzt gewesen“, beschreibt Riepl den Rückzug auf eine Restfläche, die hauptsächlich aus dem Sportgelände der RT bestünde. „Wenn man sich überlegt, dass vielleicht 15 000 Leute kommen: Die treten sich auf die Füße. Die Feste, die wir bisher gemacht haben, waren weitläufig, locker, nicht aufgeblasen oder kommerziell.“ Dieses Konzept könne aber am Oberen Wöhrd nun nicht mehr greifen.
Aki Schindler vom Verein „Fest im Fluss“ ist enttäuscht. „Da ist so viel weggebrochen, dass nichts mehr übrig bleibt“, bestätigt Schindler. „Wir wollen aber kein zusammengeschrumpftes Rumpffest.“ Riepl, der sich zuletzt mit Haftungsproblemen herumschlug, ist frustriert: „Wir können nicht mehr. Wir sind am Ende unserer Nerven. Jetzt ist es aus.“ Trotz eines Runden Tischs und einer Ortsbegehung mit Vertretern der betroffenen Ämter war die Idee letztendlich nicht durchsetzbar. Schuldige mag Riepl nicht ausmachen. Sowohl die Ämter als auch die Motosportvereine hätten grundsätzlich ihr Wohlwollen signalisiert. Der RMWV hätte ihnen gegenüber sogar auf die Bürgschaft von 10 000 Euro nicht bestanden, sagt Riepl. Dennoch sah der Verein keine Möglichkeit mehr.
Für die Stadt Regensburg kommt denn auch die Absage des Fests im Fluss völlig überraschend. Das Fest in seiner letzten Konzeption wäre grundsätzlich sehr wohl genehmigungsfähig gewesen, sagt Ordnungsamtsleiter Dr. Patrick Veit. Bei den Auflagen wäre nichts unerfüllbar gewesen. Das Amt habe sich viel Arbeit gemacht, um das Projekt zu ermöglichen, bedauert Veit das Aus. „Wir haben uns da richtig reingehängt.“ Von städtischer Seite hätte es auch keine besonderen Auflagen für den südlichen Uferstreifen gegeben. Veit kann sich nur vorstellen, dass der Motorboot- und Wassersportverein in seinem Pachtvertrag an Bedingungen gebunden wurde, die er nun an den Veranstalter weitergebe.
Ein Großteil der Grünflächen am Oberen Wöhrd ist Wasserschutzgebiet. Auch das Areal des Regensburger Motorboot- und Wassersportvereins liegt darin. Josef Antes versteht den Rückzug ebenso nicht, empfindet die Entwicklung als „unglücklich“. Zwar ist die im Wasserschutzgebiet liegende Fläche des RMWV tabu. Aber auf dem Uferstreifen Richtung RT-Halle wären durchaus Aktivitäten möglich gewesen, sagt Antes. „Von uns aus steht nichts im Weg.“ Er habe Günter Riepl geraten, nicht nachzulassen und das Fest trotzdem zu veranstalten. „Ich hab gesagt: Wir helfen euch, soweit wir können.“
Aki Schindler hat das Auf und Ab satt. Dem „Fest im Fluss“ sei es immer auch um eine Sensibilisierung der Bevölkerung für bestimmte Bereiche des Donau-Ufers gegangen und um eine nachhaltige Hinterlassenschaft. „Wir wollten die Regensburger Gesellschaft in den Inselpark locken. Nirgends sitzt man idyllischer und schöner.“ Regensburg werde nun klären müssen, was es mit dem Gebiet am Oberen Wöhrd tun will. „Das ist ein Freizeitgelände. Das kann keine No-Go-Area sein!“